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Die Straßenbahn in Magdeburg

Geschichte, Linienverläufe und Wissenswertes

Liniennetz vom Anfang bis heute:

[Okt/1877]
[1884]
[1886-1887]
[02.12.1897]
[18.07.1899-01.04.1901]
[1905-1911]
[1920-1921]
[1922]
[1923/1924]
[1926]
[1928-1929]
[1930-1934]
[1939-1941]
[16.01.1945]
[1945]
[1946-1947]
[1948-1951]
[1959]
[16.01.1961]
[1965-1967]
[1968-1969]
[20.09.1971]
[1973-1979]
[1980-1984]
[1985-1986]
[1991-1993]
[1998]
[2005]
[2012]
[2015-2017]
[2017-2019]
[ab 2020]

Geschichte der Magdeburger Straßenbahn:

Die Anfänge mit der Pferdebahn:
Der Startschuss kam am 16.10.1877, denn hier eröffnete die Magdeburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft die erste Pferdebahnlinie. Nach und nach wurde das Streckennetz mit Schwerpunkt auf die Nord-Süd-Achse der Stadt weiter ausgebaut und bald gesellte sich ein zweites Pferdebahnunternehmen - die Magdeburger Trambahn-Actiengesellschaft - dazu, die sich seit 1882 vorrangig der Ost-West-Achse annahm. 1886 eröffnete letzteres Unternehmen die erste Dampfbahnlinie und 1897 ging die Trambahn in den Besitz der Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft über.


Bild: Eröffnung des elektrischen Betriebs
Feierlichkeiten zur Eröffnung des elektrischen Betriebs


Das Liniennetz wird umgestellt und eine weitere Straßenbahngesellschaft kommt hinzu:
Mit der Einführung der elektrischen Straßenbahn wurden sämtliche Pferdebahnlinien überflüssig und durch neue Linien ersetzt. Bis 1911 wuchs das Liniennetz auf 9 Straßenbahnlinien an. Dabei erfolgte die Kennzeichnung der Linien zunächst über Farbsymbole mit einem farbigen Kreuz auf andersfarbigem Hintergrund einer runden Scheibe und später (ab 1905) durch farbige Liniennummern, die erst 1914 einheitlich in schwarz mit weißem Hintergrund dargestellt wurden. 1902 bekam die Magdeburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft eine eigene Hauptwerkstatt in der Herrenkrugstraße. Weiterhin wurde 1911 der Wagenpark umfassend erweitert. Im Jahr 1912 gründete sich ein weiteres Konkurrenzunternehmen mit dem Ziel, die Vororte Magdeburgs zu erschließen und eine Linie nach Schönebeck zu schaffen. 1921 nahm die Linie der Vorortbahnen-Aktiengesellschaft ihren Betrieb auf.


Bild: Der neue Hechtwagen ist da
1938 - Der erste Hechtwagen wird ausgeliefert


Bild: Linie 14 in Schönebeck
Straßenbahn in Schönebeck
(hier zur Wiedereröffnung nach dem 2. Weltkrieg)


Die Nachkriegsjahre und die DDR:
Die Magdeburger Straßenbahn erholte sich relativ langsam von den Kriegsgeschehnissen - mussten doch 95% der Oberleitung und ein Großteil der Schienen wieder aufgebaut werden. Die Materialknappheit trug einiges zur Verzögerung bei. Trotz der widrigen Umstände wurden 1947 bereits 7 Straßenbahnlinien betrieben. Noch ein Jahr zuvor wurde die Straßenbahn unter Sequestration gestellt und beide Straßenbahnunternehmen gingen in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt über. Später ging daraus das "Kommunalwirtschaftsunternehmen der Stadt Magdeburg -Straßenbahnen-" hervor, welches am 2.8.1951 zum VEB(K) Magdeburger Verkehrsbetriebe wurde. Am 2. Juli 1952 feierte die Straßenbahn letztendlich ihr 75-jähriges Jubiläum.
In den Folgejahren wurde ein weiterer Streckenaus- und -neubau vorangetrieben und 1961 kamen die ersten Wagen aus dem Waggonbau Gotha in Magdeburg an. Den Schaffnerbetrieb baute man Stück für Stück zurück: Zunächst führte man Z-Wagen ein (erkenntlich durch ein rotes Z an der Zugspitze), in dessen ersten Wagon nur Zeitkarteninhaber einsteigen durften, weil hier kein Schaffner mehr an Bord war. Zz-Wagen mit lediglich einem Schaffner im dritten Wagen folgten bald. Ab 1964 gab es dann auf immer mehr Linien gar keine Schaffner mehr. Im OS-Betrieb (Ohne Schaffner) erhielt man die Fahrkarten aus Zahlboxen, die sich in den Bahnen befanden. 1965 fand die Umstellung bereits ihren Abschluss. Lediglich auf der Linie nach Schönebeck waren bis zu ihrer Einstellung 1969 Schaffner anzutreffen. Ab 1976 wurde das Entwertersystem wieder umgestellt. Fahrkarten mussten nun im Vorverkauf erworben werden.
Doch zurück ins Jahr 1969, denn hier betraten die Tatra-Wagen erstmalig auch die Bühne Magdeburgs. Die Straßenbahnen von CKD Prag wurden am 19.04.1969 der Öffentlichkeit vorgestellt. Durch den "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) wurde die Straßenbahnproduktion gänzlich nach Tschechien verlagert, sodass in der DDR keine Bahnen mehr gebaut werden durften, wodurch der Waggonbau Gotha seinen Betrieb einstellte. Knapp 9 Jahre wurden immer mehr Tatrabahnen beschafft, sodass Magdeburg ab dem 2.8.1978 typenrein mit Tatra-Fahrzeugen fuhr, was wartungstechnisch einige Vorteile hatte. Diese Situation herrschte zu dieser Zeit in keinem anderen Straßenbahnbetrieb vor.
Ein Problem der DDR war Wohnungsknappheit und infolgedessen wurden große Neubauprojekte vorangetrieben. So entstanden in Magdeburg Neustadt (Neustädter See) und Olvenstedt zahlreiche "Plattenbauten", die viele Wohnungen boten. Die erschließung dieser Wohngebiete hatte hohe Priorität und so dauerte es nicht lange, bis Straßenbahnstrecken in diese Gebiete gebaut wurden. Die Strecke zum Neustädter See wurde 1975 fertiggestellt und Olvenstedt erreichte die Bahn 1984.


Bild: NGT auf dem Hasselbachplatz
Ein Niederflurgelenktriebwagen auf dem Hasselbachplatz


Bild: Streckennetz mit EEP erstellt
Streckennetz Magdeburger Straßenbahn
erstellt mit Eisenbahn.exe Professional
und dem Zusatzprogramm "Albert"

Bild: Pferdebahn an der "Gabelung"
Die Pferdebahn an der "Gabelung" (heute Hasselbachplatz)


Die Elektrische kommt:
Ab 1898 wandte man sich dem elektrischen Strom zu und baute zunächst das Depot Wilhelmstadt im heutigen Stadtfeld um. Wenig später wurde das gesamte Streckennetz elektrifiziert. Erste Probefahrten wurden ab dem 15.06.1899 auf dem Streckenabschnitt Depot Wilhelmstadt - Westfriedhof durchgeführt und am 18.07.1899 konnte der elektrische Betrieb offiziell eröffnet werden.


Bild: Am Depot


Der 1. Weltkrieg und anschließende Inflation:
Zum ersten Weltkrieg wurden viele Männer in den Kriegsdienst gezogen und so wurde auch bei der Magdeburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft das Personal knapp. Als Folge davon mussten Frauen einspringen und die Arbeit übernehmen. Eine Materialverknappung und ein Anstieg der Fahrgastzahlen zogen die Bahnen stark in Mitleidenschaft. Selbst nach Ende des Krieges besserte sich die Situation nicht: Als 1922 die Inflation einsetzte, kostete ein Fahrschein bis zu 200.000.000.000 Mark! Reichskanzler Stresemann ist die Einführung der Rentenmark zu verdanken, die 1924 die Inflation schlagartig stoppte. Der Preis eines Fahrscheins sank zunächst auf 20, später wieder auf seinen Ursprungswert von 15 Pfennigen herab. Trotz der schweren Zeiten wurden 1921 jeweils vier neue Trieb- und Beiwagen angeschafft. Das Linienangebot wurde mit der Linie 11 erweitert.


Die Goldenen Zwanziger, Weltwirtschaftskrise und das anschließende Nazi-Regime:
Miama, die Ausstellung des Wiederaufbaus der Stadt Magdeburg, brachte im Jahr 1922 einiges Leben in die Stadt. Die neu gebauten Messehallen am Stadtpark wurden sofort von der Straßenbahn erschlossen. Elektrisch stellbare Weichen wurden als Novum 1925 am Hasselbachplatz in Betrieb genommen, der 1927 dann gänzlich umgestaltet wurde, sodass die Bahn mittig über den Platz hinweg fuhr. Die Betriebshöfe Buckau und Wilhelmstadt wurden modernisiert und die Vorortbahn erreichte erstmalig Schönebeck. Eine Modernisierung des Wagenparks stand ebenso an, sodass 1925 bis 1929 insgesamt 90 neue Triebwagen und 30 neue Beiwagen aus Dessau, Niesky, Düsseldorf und Hannover auf den Magdeburger Gleisen standen. Auch die Lackierung der Bahnen änderte sich von grün-gelb in rot-grün. Die neuen Farben hatten allerdings nicht lange Bestand, denn durch neue Sicherheitsbestimmungen war bald die Farbe Elfenbein Pflicht. Nicht zu vergessen ist im Jahr 1927 das fünfzigjährige Jubiläum der Straßenbahn, das ausgiebig gefeiert wurde.
Zwei Jahre später waren die goldenen Zeiten mit der Weltwirtschaftskrise vorbei. Der schwarze Freitag am 29.10.1929 mit seinem Börsenkrach löste auch bei der Straßenbahn Knappheit aus, sodass 2 Linien eingestellt und weitere gekürzt werden mussten. Die Arbeitslosigkeit stieg enorm an und der Glaube an die Demokratie wurde dadurch stark erschüttert, sodass es Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler schaffte und durch mehrere Gleichschaltungsgesetze die Macht gänzlich an sich riss. Die Magdeburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft wurde 1938 zur Magdeburger Straßenbahnen-Aktiengesellschaft und beschaffte weitere neue Straßenbahnen - die Hechtwagen, die wegen ihrer Form so genannt wurden und einige Neuerungen für das Fahrpersonal mit sich brachten.


Der 2. Weltkrieg:
Wie schon im ersten Weltkrieg hatte die Straßenbahn in den Jahren ab 1938 mit argen Problemen zu kämpfen (Arbeitermangel, Rohstoffmangel, schlechter Zustand der Straßenbahnwagen, etc.), was zu Linienstreichungen führte. Dazu kamen neue verkehrstechnische Verordnungen, wie das Abdunkeln der Scheinwerfer durch Blenden, Glühlampen blau zu färben und reflecktierende Metallteile mit matter Farbe anzustreichen. Am 16.01.1945 wurde die Stadt Magdeburg von alliierten Flugzeugverbänden angegriffen und größtenteils zerstört. An Straßenbahnverkehr war zunächst nicht mehr zu denken. Es gab große Verluste im Wagenpark und die Strecken waren an vielen Stellen zerstört oder verschüttet. Erst nach ca. fünf Monaten konnten die ersten Linien wieder fahren.


Aufbauwagen auf Linie 14
Aufbauwagen mit 2 Dessauer Beiwagen auf der Linie 14 (O.-v.-Guericke-Str.)


Tatra-Zug in Olvenstedt
Tatra-T4D-Zug in Olvenstedt


Nach der Wende und heute:
Mit dem Fall der Mauer und den damit einhergehenden Umstrukturierungen wurden die VEB (K) Magdeburger Verkehrsbetriebe eine Aktiengesellschaft (MVB AG). Einige Jahre später erfolgte die Ummünzung zur GmbH. Die Ära der Niederflurfahrzeuge startete 1994, als 25 Fahrzeuge vom Typ NGT8D beschafft wurden. Mittlerweile fahren 83 NGTs auf Magdeburgs Schienen, 11 davon mit einem Beiwagen des Typs Tatra T6. Der weitere Wagenpark der Magdeburger Verkehrsbetriebe, sowie einige Statistiken zum Streckennetz lassen sich auf der Website des Unternehmens, www.mvbnet.de nachlesen.
Seit dem Jahr 2000 wird das Bauprojekt "zweite Nord-Süd-Verbindung" vorangetrieben. Geplant ist der Ausbau des Streckennetzes sowohl im Süden als auch im Norden der Stadt und damit das Ersetzen stark frequentierter Buslinien durch Straßenbahnlinien. Der Bauabschnitt Europaring zwischen der großen Diesdorfer Straße und der Albert-Vater-Straße wurde 2004 fertiggestellt. 2012 folgte der Streckenneubau nach Reform. Weitere Eckpunkte der Baumaßnahmen sind eine Querverbindung von der Halberstädter Straße über Leipziger Straße zur Schönebecker Straße durch die Wiener-, Raiffeisen- und Warschauer Straße, sowie die Erschließung des Neustädter Feldes und des Kannenstiegs. Ein Linienkonzept nach Abschluss der Arbeiten liegt bereits vor.

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Quelle: Magdeburger Verkehrsbetriebe (Hrsg.): Drei Drittel von Hundert. 1999 Magdeburg
Bilder: Magdeburger Verkehrsbetriebe (Hrsg.): Drei Drittel von Hundert. 1999 Magdeburg; Flash-Bildschirmschoner der MVB GmbH