In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchsen die Städte immer rascher. Folglich nahmen die Wege innerhalb der Stadt zu. So übertrug man das noch
relativ junge Rad-Schiene-System der Eisenbahn auf die Straßen der Stadt und spannte vor leichter gebaute Wagenkästen Pferde. 1854 eröffnete die erste
Pferdebahn Europas in Paris. In den USA gab es schon vorher einige Linien. Am 22.6.1865 nahm die erste Pferdebahn Deutschlands in Berlin auf einer Strecke von 6,3 km
(Charlottenburg - Brandenburger Tor) ihren Betrieb auf. Die Vorteile lagen in einem ruhigen Wagenlauf und höheren Geschwindigkeiten, wie einer größeren
Transportkapazität gegenüber der Kutsche. Bald stießen jedoch die hohen Betriebskosten auf und auch die Geschwindigkeit konnte nicht lange befriedigen, sodass man sich nach neuen Antriebsarten umsah. Über z.B. Natronlokomotiven (Leipzig), Pressluftstraßenbahnwagen (Bern), Dampfstraßenbahnwagen (Berlin u.A.) und Gasmotorwagen (Dessau) kam man zum Ende des Jahrhunderts auf die elektrische Antriebsart. Die neue Straßenbahn von Werner von Siemens (Siemens & Halske) ersparte die Rauch- und Rußbelastung der mittlerweile in vielen Städten eingesetzten "Dampf-Tramways", sodass sie sich sehr schnell durchsetzte, auch wenn es viele Bedenken gegenüber der neuen Elektrizität gab. Straßenbahnwagen mit untypischer Stromzuführung. Verkehrsmuseum Frankfurt In den zwanziger Jahren erreichte der Fortschritt die Weichentechnik. Erstmals wurden elektrisch stellbare Weichen gebaut. Ca. 10 Jahre später entwickelte sich der Fahrschalter der Straßenbahn weiter: Bisher wurde die Straßenbahn über eine Kurbel zum Regeln der Fahr- und Bremsstufen über Widerstände und den Umkehrhebel zum Festlegen der Fahrtrichtung gesteuert. Der Fahrschalter stand dabei hochkant in der Fahrerkabine und wurde vom Fahrer stehend bedient. Die in den 30er Jahren gebauten Hechtwagen brachten diesbezüglich einige Verbesserungen mit sich, wie eine abgetrennte Fahrerkabine und die Möglichkeit des Sitzens. In den 40er und 50er Jahren wurden in Gotha Wagen entwickelt, deren Fahrschalter waagerecht in den Boden eingebaut wurde und vom Fahrer über ein Rad (ähnlich einem Lenkrad) gesteuert wurde. Den nächsten Schritt brachten die an die PCC-Wagen der USA angelehnten Tatra-Wagen aus Tschechien, deren Strom über einen Beschleuniger gesteuert wurde, der einige Fahrstufen mehr besaß. Dieser wurde vom Fahrer über Fußpedale angesprochen. Beschleuniger eines Tatra T4D Links:
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Pferdebahn in Magdeburg Bereits im Mai 1881 fuhr die erste "Elektrische" in Lichterfelde. Der Strom wurde über eine Dampfmaschine und einen Generator erzeugt und über beide Schienenstränge geleitet. Dabei standen die Schienen nur dann unter Spannung, wenn gefahren wurde. Mit dem 3,65kW (5 PS) Elektromotor konnten bis zu 40 km/h erreicht werden. Jedoch waren nur 20 km/h erlaubt. Die Art der Stromzuführung blieb im Fokus der Konstrukteure und so wurden z.B. unterirdische Stromschienen, und auch Akkumulator-Straßenbahnen erprobt. Letztendlich entschied man sich dann für die Oberleitung, bei der man lange Zeit befürchtete, sie würde das Stadtbild stören. Abgegriffen wurde der Strom über Stromabnehmer, die in der Geschichte der Straßenbahn verschiedene Formen annahmen. Die Anfangs eingesetzten Stangen-Stromabnehmer hatten den Nachteil, besonders bei Oberleitungsabzweigungen vom Fahrdraht zu springen. So führte die Entwicklung über Lyra-Stromabnehmer und Scherenstromabnehmer zu den heute gebräuchlichen Einholm-Stromabnehmern. Fahrschalter In den heutigen Niederflurfahrzeugen wird der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt und die Beschleunigung über Frequenzmodulation dieser Wechselspannung geregelt. Zahlreiche Sensoren erfassen die Betriebszustände, die in einem Rechner zusammen laufen und ausgewertet werden. Der Fahrer bedient die Bahn über einen Sollwertgeber (ähnlich einem "Steuerknüppel") und zahlreiche Taster. Ein weiterer Bordcomputer übernimmt die dynamische Haltestelleninformation über Ansage, Anzeigen/Monitore, Entwerter und Fahrkartenautomaten. Der "kleine Hecht" PCC-Straßenbahn aus den USA (Screenshot aus der Simulation Eisenbahn.exe professional) |